Von Pfingsten bis Ende Oktober haben wir einige Erfahrungen mit dem Wechsel des Stromanbieters sammeln können. Wir kaufen in allen Airbnb nur Grünstrom ein. Im Chalet, Gartenstudio und bei uns zuhause ist das Strom aus Laufwasser-Kraftwerken am Rhein. Der ist lokal produziert und gehandelt. Für die Weiherhütte kaufen wir den Strom bei aWATTar ein. Das ist ein Start-Up aus Österreich und bietet einen börsennotierten, stündlichen Stromtarif an. 

Deshalb haben wir in der Weiherhütte auch die Nachtspeicheröfen behalten. Den gesamten Verteiler (Sicherungskasten) haben wir eh für eure SIcherheit neu gemacht und dabei dann viel Platz für Unterzähler, Schütze, FiLS, neueste Sicherungen, Relais, Switch und Einplatinencomputer vorgesehen. 

Installationsschütze die mit 24V Steuerstrom 25A schalten können
Sicherungsblöcke müssen heute kurzschluss-sicher alle 3 Phaen gleichzeitig trennen.

Ein Einplatinencomputer (RaspberryPi) steuert eine 24V 8-fach Relaisplatine. Diese leitet den Steuerstrom an die Leistungs/Installationsschütze. Über eine Programmierung kann somit ein Relais an einen Schütz ein Kommando geben und dieser ermöglicht die Aufladung des Nachtspeicherofens. Es ist ja kein "Nacht"Speicherofen mehr, denn die ganze starre, an festen Zeiten orientierte Nachtstromschaltung haben wir komplett entsorgt. Aber es ist noch ein "SPEICHER"Ofen. Das heisst, ist der Strom günstig, weil gerade Wind- und/oder Sonnenenergie ins Netz drücken, speichern wir diesen überschüssigen Strom "netzdienlich" in den Speicheröfen. Das ist unsere kleine Sektorkopplung. 

Zugleich können wir unsere Stromkosten damit senken, den CO2-Fußabdruck verbessern und mehr Platz für Photovoltaik und Windkraft im Netz schaffen.

Relaiskarte am RaspberryPi ermöglicht es 8 Installtionsschütze schalten zu lassen.

aWATTar unterstützt die Verlagerung des Stromverbrauchs in günstige Zeiten durch die Bekanntgabe der stündlichen Strompreise um 14.00 Uhr für den Folgetag. So können wir in Ruhe die Slots bestimmen, in denen wir aufladen wollen. Zu den gleichen Slots starten wir auch den Heizstab für die 300l Warmwasser. Das ganze geschieht vollautomatisiert und ohne Komfortverlust.

Strompreis-Bekanntgabe: Basispreisl 19ct/kWh plus/minus Börsenpreis wie oben angegeben.
Zwischenzähler T1, es gibt noch einen für die Elektroauto-Ladestation und einen für den Durchlauferhitzer.

Wir verbrauchen den Strom  also wenn er günstig und verfügbar ist. Das ist netzdienlich, sparsam, grün und nachhaltig. Würden es uns Viele gleichtun und Strom dann kaufen wenn Wind und Sonne ins Netz drückt, wären die Grundlastkraftwerke (Kohle und Atom) noch schneller unwirtschaftlich. Diese lassen sich nämlich nicht richtig drosseln und anpassen. Wenn dann der Strom hauptsächlich verbraucht wird, wenn er grün ist, sinkt die Wirtschaftlichkeit der anderen Kraftwerke.
Kurz erklärt: Indem die gewaltige Nachfrage der Peak-Zeiten gesenkt wird, reduziert man auch die Zeitabschnitte, in denen die Kohlekraftwerke auf Hochtouren laufen müssen.

Alles hängt mit Allem zusammen

 

 

Seit Oktober 2020 nutzt aWATTar jetzt die Plattform Nextra von Next Kraftwerke mit Sitz in Köln, um die Strommengen für die Kunden auf den österreichischen und deutschen Spotmärkten zu beschaffen und spotmarktscharf abzurechnen. Damit werden wir Elektroautofahrer, die zuhause laden, nochmal interessanter für aWATTar. Unsere Ladestationen lassen sich ja steuern und können auch nachts um 2.00 Uhr das Auto vollpacken. Zusätzliches Einsparpotential bietet ein grosser Stromspeicher. Uns schwebt etwas mit 12 - 15 kWh vor. Er muss sich allerdings auch zügig beladen lassen. Kostet der Strom dann am Sonntag mittag von 11-14 Uhr fast nichts, nichts oder ist sogar negativ, dann sollten schon 5kW pro Stunde in den Speicher gedrückt werden können. Davon lebt die Weiherhütte dann wahrscheinlich bis Mittwoch. Zumindest im Sommer.

Ganz wichtig für unsere Feriengäste ist dann der CO2 Fußabdruck im Urlaub. Die Emissionen unseres Stromvertrages sehen im aWATTar-Tarif so aus:

nur erneuerbare Energien kommen bei uns aus der Steckdose !

Nach einem Programmlauf sieht die Ausgabe so aus:

welcher Task startet wann und für wie lange. Wie hoch ist der Börsenpreis in dieser Zeit und was habe ich zum Tages-Median gespart. Ganz rechts dann die Angabe was eine Kilowattstunde kosten wird.
Damit die Weiherhütte warm ist und das Warmwasser dann zur Verfügung steht, wenn es gebraucht wird, muss natürlich mehr berücksichtigt werden. Dazu zählt die Belegungszahl, die Aussentemperatur, die Windstärke und momentan lass ich auch etwas Genderzeugs-Vorurteil einfliessen: hoher Frauenanteil = mehr Warmwasserbedarf. 

 Daraus entsteht letzendlich eine Crontab mit den Aufrufen zum Ein- und Ausschalten der Relais:


Die Crontab auf dem Linux-Rechner ist geschrieben.

Es gibt noch viel zu lernen, es gibt viel zu informieren und wir werden ein Display zur Gästeinformation bereitstellen.

Inzwischen haben wir einen Volkszähler-Dienst installiert und ein Grafana-Dashboard eingerichtet. Damit lässt sich optisch einfach kontrollieren ob der Strombezug tatsächlich in die günstigen Zeiten fällt und ob der Algorithmus passt.

Soweit sieht das ganz gut aus. Diese Ansicht, mit den letzten 12 Stunden und dem aktuellen Strombezug und den Temperaturen einiger Räume und des Warmwasser-Vorrates werde ich noch zusammen in eine Ansicht bauen um die Gäste live zu informieren.

Quellen:

Solar Autonomie: Zeitvariable Stromtarife: Die Stromtarife der Zukunft?

PV Magazine: aWATTar bietet variablen Stromtarif in Deutschland an.

Verivox: Strompreiszusammensetzung.

Lekker Energieladen: Strombörsen: Wie funktioniert der Energiehandel?